Hausboot-Urlaub in Elsaß-Lothringen
auf dem Rhein-Marne-Kanal
von Saverne bis Dombasle
Diesmal werd ich versuchen, einen Reisebericht zu schreiben - ich hoffe, ich langweile damit nicht.

Der Urlaub fing im Vorfeld eingentlich alles andere als schön an.

Gebucht hatte ich das Boot  für Ende September in Saverne für mich und meinen Freund - sollte sein Geburtstagsgeschenk sein und zwei Wochen vor Urlaubsbeginn war dann klar, daß wir uns trennen und er nicht mitfährt.
Also was tun? Ich hatte zwar eine Reiserücktrittserklärung abgeschlossen, konnte mich aber nicht zum stornieren entschließen.
Ich bin dann mit dem Gedanken nach Saverne gefahren, das Boot als schwimmendes Hotelzimmer zu nutzen und von dort aus mit dem Auto die Gegend zu erkunden da ich ich mir nicht vorstellen konnte, alleine das Boot an- und abzulegen und zu Schleusen.

Es kam dann aber ganz anders.
Ich bin nachmittags in Saverne angekommen, konnte direkt das Boot übernehmen und bekam eine sehr freundliche Einweisung die mir dann doch Mut machte, zumindest einen Schleusenvorgang mit dem Mitarbeiter von Nicols zu versuchen.
Also hieß es direkt, aus dem engen Anliegeplatzt rückwärts raus und auf zur 1. Schleuse. Ich war reichlich nervös.
Ich meisterte diese Schleuse mit Hilfe und bekam einige Tricks gezeigt, wie ich alleine zurechtkomme.
Ich drehte wieder um, schleuste zurück und fuhr wieder in den Hafen und wieder zwischen 2 Booten rückwärts einparken - gar nicht so einfach aber fürs 1. Mal ganz gut gemeistert.

Der Mitarbeiter von Nicols machte mir nochmal Mut, doch alleine zu fahren und ich beschloß, 1 Nacht darüber zu schlafen.


das Schloß von Saverne vom Hafen aus - Abendstimmung

 


Am Sonntagmorgen hab ich mich immer noch reichlich nervös dazu aufgerafft, abzulegen und mein Glück zu versuchen.
Die 1. Schleuse direkt in Saverne kannte ich ja nun schon - also kein Problem.
Die nächsten 3 Schleusen gingen auch recht einfach aber dann passierte es: vor der Schleuse 26 mußte ich anlegen und auf die Vorbereitung der Schleuse warten. Der Anleger war reichlich blöd gemacht und beim Ablegen rutschte ich dann aus und viel in den Kanal. Patsch naß kam ich ins Boot und da ich ja schon abgelegt hatte und schon etwas abdriftete mußte ich auch Schleusen - was eine Hektik und dazu noch dauernd der Hund vor meinen Füßen - ich war fix und alle und immer noch naß.
Aber es half ja alles nix - ich war in der Schleuse und mußte dadurch!
Also hab ich mich während die Schleusentore langsam  schlossen der nassen Klamotten entledigt und nur schnell ein langes T-Shirt angezogen.
Bis zur nächsten Schleuse war ich dann wieder halbwegs trocken und umgezogen.
Hinter mir befand sich eine 5-köpfige Männertruppe, die ebenfalls die Nacht in saverne verbracht hatten und mein Kanalbad verfolgt hatten.
Einer der Männer bot sich an, an Bord zu kommen und mir beim Schleusen zu helfen - ich hab dieses Angebot dankend angenommen und wurd wieder etwas ruhiger.
Diese Begleitung war sehr angenehm. Ich konnte fahren, er hat  an- und abgelegt - ideal für mich.
So fuhren wir im Verbund von 3 Booten (vorweg die Männertruppe, mitten drin ich und dahinter eine 5-Mädeltruppe) an Lutzelbourg vorbei zum Schiffshebewerk von Arzviller.

Ich war beeindruckt von dieser riesigen 'Badewanne' die seitlich wie ein Aufzug den Berg hochgezogen wurden.
Im Anschluß folgte der 1. Tunnel von 2306 m. ich hatte das Gefühl, der endet nie und war heilfroh, nicht alleine zu sein.
Der nächste Tunnel war dann kurz und ganz easy.
Von da an gings dann ohne Schleusen an Niederviller vorbei bis nach Hesse wo wir für die Nacht  anlegten und gemeinsam gut Essen gehen wollten. Aber außer einer Pommesbude, die aber sehr gut war, haben wir nichts aufgetrieben.
Am nächsten Tag hat mich dann leider diese Männertruppe verlassen da ihr Urlaub zu Ende war und ich war wieder auf mich allein gestellt.
Direkt bei  Hesse fährt man mit dem Schiff auf einer Brücke, die eine Straße überquert - irre!
Ich fuhr dann ohne Schleusen vorbei am Etang der Gondrexange bis nach Réchicourt, wo mich eine riesige Schleuse erwartete. Ich hatte mich zwar im Kanalführer belesen und wußte in etwa, was da auf mich wartet, aber überrascht und beeindruckt war ich dennoch: die Schleuse geht 16 m runter. Vorteil an dieser Schleuse: man macht einem einem Pantan fest, der einfach mitgeht.
Vor der Schleuse bekommt man eine Fernbedienung für die folgende Schleusenkette bis nach Dombasle.
Das ist genial gelöst: man kommt an einem Hinweisschild vorbei, drückt den roten oder grünen Knopf je nach Richtung, ein grelles Blinkzeichen antwortet und die nächste Schleuse wird vorbereitet.
Ich bin an diesem Tag bis nach Lagarde gefahren und hab dort für die Nacht angelegt.
Der nächste Tag fing schon  um 7 Uhr  an. Ich hätt gern noch 1  Stunde geschlafen aber mein Hund war da anderer Meinung und  ich fands dann auch ok.
Also hab ich um 7:30 in Lagarde abgelegt und direkt die 1. Schleuse (Nr. 13) funktionierte nicht. Da war ich schon am frühen morgen bedient.
Anscheinend wurd dann zentral Alarm ausgelöst und nach ca. 30 Minuten kam dann ein Sevicemann und  brachte die Schleuse wieder in Gang und führ auch direkt wieder fort.
1. war ich wohl noch etwas müde und 2. etwas entnervt. Jedenfalls passierte dann das  2. Unglück: ich fuhr in die Schleuse rein, die Tore schlossen, das Wasser senkte sich und mein Boot war noch oben festgemacht. Bis ich das gerafft habe, hatte ich schon mächtig Schräglage - hab mich förmlich aufgehängt. Das Tau noch zu lösen war unmöglich - da half nur noch durchschneiden.
Es gab einen fürchterlichen Rum und ich fiel ca. 1 Meter runter. Es schaukelte noch mächtig aber ich lag nun wieder 'ordentlich' ind der Schleuse.
Ich hab den Tampen wieder fachmännisch zusammengeknotet und mit mächtigem Herzklopfen wurde die Fahrt zur nächsten Schleuse fortgesetzt. alles ging glatt und ich wurde wieder ruhiger.
Zu Mittag hab ich dann in Einville halt gemacht und direkt an der Schleuse ein kleines Restaurant gefunden...... (Foto NR. 17)....Einfach, aber sehr  freundlich. Die junge Wirtin begrüßte mich  per  Handschlag und ezigte  mir einen Tisch.
Das  3-Gänge-Tagesmenü gabs  für  75  FF und stand innerhalb von  10 min. auf dem Tisch obwohl das Restaurant  recht voll von einheimischen Franzosen war.
Nach dem Essen gings dann weiter. In Crévic hat mich dann so die Sonne so gelockt, das ich  dort an  einem schönen Platzt angelegt  habe um  ein  Sonnenbad an Deck zu nehmen.
Dann gings weiter und in Dombasle hab ich dann festgemacht um mal einkaufen zu können weils dort einen Supermarkt geben sollte.
Da ich nicht genau wußte wo, bin ich einfach losgelaufen und hab kurz drauf 3 Frauen getroffen, die auf ihrer Gartenauer saßen.
Ich hab einfach gefragt, wo der  nächste Supermarkt ist. Die eine Frau hat sofort zur besseren Verständigung ihren mann herbeigerufen und das Ende des Gespräches sah dannn so aus: ich wurd ins Auto eingeladen und zum Supermarkt und zurück gefahren. Einfach genial! Während des Einkaufes wurd mir dann  bewußt, das besagte  Frau fast blind war. Daher wohl auch ihre  Hilfsbereitschaft.

Der Mittwoch fing dann nicht so toll an. Ich hatte sehr schlecht geschlafen und mußte mich wieder auf den Heimweg nach Saverne begeben. Und ehrlich gesagt hatte ich Angst  vor den Schleusen.
Wie würd das  wohl umgekehrt gehen? Mit dem Seil in der Hand die Leiter rauf? Ich konnt es mir  nicht so recht vorstellen und wurd recht nervös. Zu allem Überfluß regnete es an diesem Morgen.
Naja, die 1. Scleuse hab ich dann ganz gut gemeistert: an der Leiter festmachen, an der Stange ziehen und mit der hand an der leiter langsamaufwärts - eigentlich ganz easy.
von 8:30 bis 9:30 hatte ich dann 3 Schleusen erfolgreich hinter mich gebracht. Die 3. Schleuse war allerdings hefitg: ich mußte die glitschige Leiter raufklettern um die Stange zu ziehen - grausig! Ich war heilfroh,  daß meine Turnschuhe von meinem Kanalbad endlich wieder trocken  waren.
Um 10:00 hört es dann endlich auf zu regnen aber ich  hab immer noch etwas angst vor den Tunneln und  dem Schiffshebewerk.
Bei Ecluse Nr. 18 hat mich der Schleusenwärten schon freundlich begrüßt. Er spricht zwar kein Wort Deutsch oder englisch, aber er verkaufte Wallnüsse aus dem eigenen Garten und half mir  beim Schleusen.

Foto Nr. 19...
So verrückt hab ich noch nie angelegt - ist  auch nicht zu empfehlen da die nicht verankert war. Aber um  den Hund mal schnell Gassi zu schicken und  mich selber auch, hats doch  gelangt.
ein relativ großes boot hat mich dann überholt und mich ordentlich geschaukelt. Ich hoffte, das boot wär so schnell, daß ich weiterhin alleine schleusen könnt weil ich mich einfach daran gewöhnt hatte und keinen Huddel mit einem anderem Boot wollte.
Leider war ich fast  so schnell wie besagtes Boot und hab dann kurz vor der nächsten Schleuse beschlossen einen Mittagsschlaf  einzulegen.
Um 14 Uhr gings dann weiter und die Sonne schien - toll!
Ich hab geschleust und  ein bauer mit einer Ladung Ofenholz für den Winter überholte mich auf der Straße mit  seinem Trecker.
Dann kam die  Ecluse 16. Eine Jugendgruppe mit einem alten Vereinsboot schleust mit  mir - furchtbar!
Hilfe ist zwar da, aber die Gruppe ist  reichlich ungeschickt und ich kann nicht direkt aus der Schleuse raus weil sie es geschafft haben ihr tau an meinem Boot zu verheddern - heut fühl ich mich etwas gestraft.
Ich leg noch eine  Pause ein um die Gruppe wieder loszuwerden - MERDE!
Danach konnte ich dann weiter allein Schleusen - welch Erholung! Abends  um 18 Uhr hab ich dann wieder in Lagarde angelegt. eine gemischte ältere Gruppe hat mir geholfen im Hafen anzulegen und ich hab mich ihnen zum Essen angeschlosssen und ich hab endlich meinen Zander gegessen -  einfach nur lecker! Nun war ich wieder rundum  zufrieden. vor allem, weil mir die Gruppe  angeboten  hatte, mir am nächsten  Tag bis  zur abzweigung in den Kohle-Kanal beim Schleusen zu helfen.
Darauf hab ich dann  eine runde Williams nach dem Essen spendiert.
Der Zander hat nur 70 FF gekostest, die 9 'Willis' 162 FF aber das  wars mir Wert!
Ich beschloß, daß ich mit dieser Gruppe am  nächsten  Tag die nächste Schleuse testen werde und dann entscheide, ob ich  weiter mit ihnen schleuse oder  nicht.
Am nächsten morgen war dann die Nacht  um 8:30 zu Ende. Ich hatte mir zwar  den Wecker gestellt,  aber  besagte Tarpon-Crew war wohl der Meinung, dßs man  mich persöhnlich wecken  müßte - auch nicht schlecht.
Die Sonne  schien zwar schon, aber es hatte mächtig Wind was das Schleusen sicher nicht vereinfachen würd.
Dann hat die Hafenmeisterin mich an meinem Hund erkannt  und gemeint, ich wär doch schon vor ein paar Tagen über Nacht hiergewesen und hätte nix bezahlt weil sie mich einfach  verpaßt hätte.
Sie hat mir dann freundlicher Weise nur diese eine Nacht mit 30 FF berechnet und es gelang mir nicht, ihr zumindest 50 oder  40 FF zu geben.
Die 1. Schleuse haben wir dann  gemeinsam durchquert und es  war ok für mich.
Mir fiel nun auf, das die Eichen ihre Blätter verlieren und der Herbst einkehrt.
Es war noch etwas schwierig für mich, mein Tempo der Tarpon anzupassen und dauernd so einen Schiffsrücken  vor Augen zu haben war auch erstmal nicht so toll. So versuchte  ich halt, etwas versetzt zu fahren.
Mit meiner komischen Bootspitze mußte ich dann beim nächsten Schleusen aufpassen, daß ich mich nicht in der eingelassen leiter der Tarpon verfange.
Ich bin ganz und gar zufrieden mit der Tarpon-Crew. Das Schleusen klappt einwandfrei! Einfach nur angenehm und Sonnenschein dazu.

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